Durchgecheckt: Ibanez „Euphoria EP-7 Steve Vai Sign. Model“


Extrovertiert: Ibanez „Euphoria EP-7 Steve Vai Signature Model“ von Andreas Schulz


Steve Vai, seines Zeichens charismatischer und extrovertierter Rockgitarren-Heros, arbeitet seit Jahren mit dem Hersteller Ibanez zusammen. Ergebnis war eine ganze Serie von Elektro-Äxten für den modernen Rock-Gitarristen. Jüngstes Modell der Kollaboration Vai/Ibanez ist eine akustische Gitarre, genannt „Euphoria“. Wie könnte es anders sein: dieses Instrument hat eine starke optische Präsenz. Euphoria EP-7 Steve Vai Signature Model Bühnenakustikgitarre (nicht nur) für E-Gitarristen: Ibanez „Euphoria“

Steve Vai debütierte 1984 mit seiner ersten Solo-Aufnahme „Flex-able“ und legt seither in schöner Regelmäßigkeit Gitarren-orientierte Werke vor, die technisch wie emotional anspruchsvoll sind. Dass dabei auch diverse „Seltsamkeiten“ zu Gehör kommen, verzeiht man gern, denn sie gehören zu ihm, einem so kreativen und absolut eigenständigen Gitarristen. „Ich werde angetrieben von der Leidenschaft, einzigartige Klänge zu erschaffen – nicht besser als andere Musiker, aber verschieden.“ So dürfte es eine interessante Erfahrung sein, mit der Euphoria Vai´s Vorstellung einer für seine Auffassung passenden Akustikgitarre zu testen.

Konstruktion
Nach dem Öffnen des Koffers der erste Schreck: die Euphoria ist ein grünes Monstrum. Hier muss der eigene Geschmack entscheiden – hat man ein Faible für ein so extravagantes Design, bitte schön. Der Korpus besteht komplett aus einem Ahorn-Laminat mit auffälliger Maserung. Quilted-Maple lautet der Fachbegriff für diese Struktur. Korpus und Hals sind mit einem elfenbeinfarbigen Kunststoff-Binding eingefasst. Der Body ist großformatig, etwas dünner als Standard-Steelstrings und hat einen spitzen Cutaway. Dadurch ist eine Erreichbarkeit bis zum 20. Bund sichergestellt. Die Euphoria wird in Korea gebaut. Prüfende Blicke von innen und außen lässt das Instrument gelassen über sich ergehen. Materialien und Verarbeitung sind gut, Gründe zum Meckern finden sich keine. Der Hals besteht aus Mahagoni, Steg und Griffbrett aus Palisander. Interessant ist die Halsform. Das Griffbrett ist breit und nur leicht gewölbt, die Halsrückseite entspricht einem stark abgerundeten und flachen D. Das ist ein Hals, mit dem auch E-Gitarristen klarkommen. Lustigerweise ist er für Akustikgitarren bestens geeignet, da man richtig Platz zum Zupfen und sauberen Greifen hat. Hier die Maße: Saitenabstand Sattel 3,7 cm, Steg 5,6 cm, Mensur 64,5 cm, Halsbreite XII. Bund 5,5 cm. Die geringe Halskrümmung mag für deftige Strummings, bei denen der Daumen schon mal auf der Halsoberkante liegt, eher hinderlich sein. Akkurate Spieltechnik wird allerdings gefördert, so dass technisch versierte Spieler bestens klarkommen. Im Bereich der drei oberen Saiten g-h-e ist das Griffbrett verlängert und bietet 24 Bünde. Die Kopfplatte ist schlank und trägt sechs satinierte mattgolden schimmernde Grover-Tuner, die einen guten Job machen. Der Saitenzug ist fast gerade, was eine gute Stimmungsstabilität begünstigt. Drei Verzierung schmücken die Euphoria. Dabei ist der aus Perlmutt eingelegte Ibanez-Schriftzug auf der Kopfplatte noch unauffällig. Interessanter wird es am ovalen Schallloch. Hier gibt es eine aufgeklebte Metallplatte mit eingravierten grafischen Motiven. Extravagant, aber optisch absolut gelungen. Die Farbe grün findet sich bei einem Inlay wieder, das sich über das gesamte Griffbrett zieht. Das Motiv ähnelt einer rankenden Pflanze und sieht – wenn man ein Faible für offensives Design hat – ziemlich gut aus. Als Markierung für die Spielposition müssen die kleinen Punkteinlagen auf der Halsoberkante genügen. Die Einstellung der Halskrümmung nimmt man vom Schallloch aus vor. Ein interessantes Detail findet sich beim Steg: der Auflagepunkt für die Saiten ist besonders sorgfältig ausgearbeitet und leicht nach hinten versetzt. Dies soll den gleichmäßigen Druck auf den Pickup optimieren. Zur besseren Intonation ist die h-Saite längenkompensiert. Zwischenstand: Konstruktion, Materialien und Verarbeitung der Ibanez Euphoria sind aus einem Guss. Die Qualität stimmt und ergibt zusammen mit dem auffälligen Design ein markantes und gut gebautes Instrument.

Pickup und Preamp
Steve Vai hat sich für ein Tonabnahmesystem aus dem Hause B-Band entschieden. Als Pickup ist ein UST im Einsatz, ein Under-Saddle-Transducer. Dabei handelt es sich um einen dünnen (0,4 mm) elastischen Electret-Film, der unter der Stegeinlage positioniert wird. B-Band hat mittlerweile die 4. Generation dieses Pickups entwickelt, bei der die Lautstärkebalance der Saiten und die Ausgangsleistung verbessert wurden. Ergänzt wird der Tonabnehmer vom A5-Preamp. Neben einem Lautstärke-Fader hat dieses Aggregat einen 4-Band-EQ mit +/- 12 db @ 70 Hz (Bass), 400 Hz (Middle), 2,7 kHz (Treble) und 10 kHz (Presence). Die äußeren Filter haben Shelving-Charakteristik, Middle und Treble sind Peak-Filter. Als Werkzeuge gegen Feedback ist ein Phasenschalter an Bord, außerdem gibt es ein einstellbares Notchfilter. Regelbar sind die Frequenz (100 Hz bis 330 Hz) und der Grad der Absenkung (0 bis – 15 dB). Die Stromversorgung übernimmt eine 9-V-Batterie, die in einem getrennten Fach untergebracht ist. Typischerweise sollte eine gute Alkali-Batterie ca. 150 Stunden halten. Abfallende Spannung wird von einer Status-LED signalisiert. Der B-Band-Preamp ist recht klein und unauffällig, dennoch gut zu bedienen. Der Lautstärkeregler ist zu den EQ-Fadern um 90° versetzt – so ist eine Fehlbedienung nahezu ausgeschlossen.

... der vollständige Text befindet sich in Heft 1/05 ab Seite 56! Aktuelle Ausgabe bestellen...

Technische Daten
Modell Euphoria EP-7
Herkunft Korea
Bauweise Elektro-Acoustic mit Cutaway
Body quilted Maple, laminiert
Decke quilted Maple, laminiert
Bindings Kunststoff
Hals Mahagoni, einteilig, Profil: flaches D
Griffbrett Palisander
Bünde 22 bzw. 24 medium
Hals-Korpus-Übergang 14. Bund
Saitenabstand Sattel/Steg 37 mm/56mm
Mechaniken Grover, seidenmatt vergoldet
Steg Palisander
Finish Forest Green, seidenmatt
Pickup B-Band UST-Pickup mit A5-Preamp
Verzierungen Schallloch-Rosette aus Metall, „Tree-Of-Life“-Einlage im Griffbrett
Preis ca. 1375,- € incl. Koffer